MARI
MARI Grüne Kassete
Zahlennotation, Tonaufnahme im CD, Stadtplan
Am 25. April 2002 habe ich an der Pont de Sully in Paris zum ersten Mal einen Ball eine Stunde lang springen lassen und dieses gleichmäßige Geräusch zusammen mit den Hintergrundgeräuschen mit einem Mikrophon aufgenommen. Der Klang, den der Basketball beim Aufschlag auf die Erde erzeugt, klingt kurz und hart, ein überall gleicher und gleich - klingender Takt, der Klang der Erde, stellvertretend für mich der Ball als Resonanz Körper. Die Hintergrundgeräusche sind überall unterschiedlich, ortsgebunden, zeitspezifisch, unwiederbringlich verklungen. Fußballfans in der Stuttgarter Innenstadt, das Rauschen des Meeres am Ostseestrand, spielende Kinder in Straßburg, Arbeitsgeräusche in einem Park in Tokyo, - alles dies ist der akustische Hintergrund. „ma ri“ ist ein fortlaufendes Projekt meiner künstlerischen Kontaktaufnahmen mit unserem Planeten Erde um mich unserer Existenz und unserer Beziehung zu vergewissern. Diese Vergewisserung geschieht in Form eines Spiels und besteht aus folgenden Elementen.
1) Ich spiele mit dem Ball auf einem Ort der Erde.
Ich lasse dem Ball fallen. Er springt wieder hoch – bekommt von meinem Schlag wieder neue Energie und trifft wieder auf der Erde auf und er kommt wieder zurück usw.
2) Es dauert jeweils 1 Stunde lang.
Das ist mein Zeitmaß, ein überschaubarer Abschnitt in meinem Leben.
3) Ich zähle dabei während des Ballspiels innerlich von 1 – 10.
Eine Stunde lang besteht der gleichmäßige Rhythmus des Ballgeräuschs. Innerlich zähle ich immer von 1 bis 10 mit. Ist die Zahlenfolge vollendet, beginne ich wieder von vorne. Der Verlauf dieser Zahlenreihe zeigt den Rhythmus von immer wiederkehrendem Neubeginn und Vervollständigung. Der Wechsel der Generationen, das Entstehen und verschwinden von Kulturen, das Erlöschen von Gestirnen sind analoge Ereignisse.
4) Während des Spiels wird der Ton aufgenommen.
Auf den Aufnahmen hört man zwei verschiedene Geräuschebenen: Die Vertikalgeräusche des Zusammentreffens von Ball und Erde, die zur Quelle von Schallschwingungen werden, und die Horizontalgeräusche der Umgebung, je nachdem was gerade dort passiert.
5) Notation
Diese Notation entext entsteht beim Abhören der Aufnahme der Ballaktion. Beim Abhören schreibe ich 1 bis 10, wie ich innerlich während des Spiels gezählt habe, mit dem Bleistift auf DIN A4 Papier. Am Schluss radiere ich alle Zahlen außer 0 aus. Die Zahlen außer 0 sind verschwunden. Aber die Spur der Zahlen bleibt.
Das Spiel „ma ri“ (mari heißt auf Japanisch Ball.) soll als Kontaktaufnahme mit der Erde begriffen werden. Der Ball ist wie ein Spielzeug, mit dem ich mir die Erde bemerkbar mache und ihre Existenz spürbar. Wie ein Mönche, der mitten im dichten Treiben der Stadt Kyoto an einer Kreuzung oder auf einer Brücke steht, sein Gebet rezitiert und die Glocke hören lässt, stelle ich durch mein „Spiel“ eine wesentliche Beziehung zur Welt her.
Bis habe ich jetzt „MARI“ an 145 Orten in 58 Städten gespielt.




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